Sucht betrifft viele Aktionswoche Alkohol 2024

Villingen-Schwenningen 04. Juni 2024     

Drogen und Suchtmittel sind für eine Vielzahl von Problemen verantwortlich und dies nicht nur in gesundheitlicher und sozialer Hinsicht, sondern auch volkswirtschaftlich. Unter Sucht fasst man dabei alle riskanten, missbräuchlichen und abhängigen Verhaltensweisen in Bezug auf Suchtmittel, dazu gehören neben Drogen, Alkohol und Tabak auch ein missbräuchlicher Medikamentenkonsum, Glücksspiel sowie eine pathologische Internetnutzung, erklärt Ulla Ziller, von der Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen.
Mit den Auswirkungen des Alkoholkonsums befasst sich die alle zwei Jahre stattfindende bundesweite „Aktionswoche Alkohol“ in diesem Jahr von Samstag, 8. Juni bis Sonntag, 16. Juni 2024. Unter dem Motto „Alkohol? Weniger ist besser!“ beteiligt sich auch die Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen mit mehreren Aktionen (siehe Kastentext). Die Dimensionen des Alkoholkonsums verdeutlichen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums: Demnach konsumieren 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Ein problematischer Alkoholkonsum liegt bei etwa neun Millionen Personen dieser Altersgruppe vor (ESA 2021). Laut dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2021 sind in Deutschland 16,6 Millionen Menschen alkoholabhängig.
 
Auswirkungen der Sucht auf Dritte
Dabei ist Alkohol in Deutschland nahezu allgegenwärtig: In Restaurants, Kneipen, Gaststätten und Clubs, auf Festivals, Stadtfesten, Empfängen und Sportveranstaltungen, aber auch bei privaten Anlässen wie Familienfeiern und Treffen im Freundeskreis. Die Aktionswoche Alkohol zielt darauf ab, Menschen, die Alkohol trinken, über die damit verbundenen Risiken sowie mögliche Folgen zu informieren. Zudem will man mit den Aktionen dazu anregen, auch einmal über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken.
In diesem Jahr nimmt die Aktionswoche unter der Fragestellung „Wem schadet dein Drink“ die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf Dritte in den Fokus. „Alkohol schädigt nicht nur diejenigen, die ihn trinken. Vielmehr hat der Alkoholkonsum auch Auswirkungen auf das soziale Umfeld und die Gesellschaft insgesamt “, weist  Simone Schmidtke auf das Problem hin. „Betroffene können Familienangehörige sein, Eltern, Kinder, Partner und Partnerinnen, Freunde und Bekannte, aber auch die Kollegen und Kolleginnen am Arbeitsplatz. Es betrifft Erwachsene, aber sehr oft auch Kinder und Jugendliche.“
Die Folgen können weitreichend sein und man hat sie oft nicht unmittelbar im Blick. So haben Kinder aus Suchtfamilien ein höheres Risiko selbst an einer Sucht zu erkranken. Auch suchen sich Mädchen – seltener Jungen – mit einem süchtigen Elternteil, als Erwachsene überdurchschnittlich häufig suchtkranke Partner oder Partnerinnen, schildert die Fachstelle Sucht.
 
Offenheit, Informationen und Unterstützung
Personen, die in einem engen, langfristigen Kontakt mit Suchtkranken stehen versuchen oft das Verhalten der abhängigen Person zu entschuldigen oder zu bagatellisieren, was letztendlich die Abhängigkeit des Betroffenen eher unterstützt (Co-Abhängigkeit). Zudem sind Angehörige und Bezugspersonen zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. Als Reaktion auf das immer wieder selbstsüchtige, verantwortungslose und unzuverlässige Verhalten der Suchtkranken entwickeln die Angehörigen komplementäre Verhaltensmuster der Selbstlosigkeit, Verantwortungsübernahme und Verlässlichkeit, um die Defizite der Suchtkranken auszugleichen. Dies zieht aber oft Folgeerkrankungen der Angehörigen nach sich. Dazu zählen laut der Fachstelle Sucht bei Kindern- und Jugendlichen u.a. Depressionen, (Schul-)Ängste, sozialer Rückzug, bei Erwachsenen z.B. Depressionen oder Schlafstörungen, die nicht selten zu Medikamentenabhängigkeit führen. Aber auch Spannungskopfschmerz, Migräne oder Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts lassen sich oft feststellen.
Was kann man dagegen tun? „Offenheit, Informationen und Unterstützung aus dem Umfeld helfen“, sagt Simone Schmidtke. „Hilfreich ist neben einer Beratung, in der über Entstehung, Entwicklung und Aufrechterhaltung des süchtigen Verhaltens informiert wird, auch der Austausch in Angehörigen- und Kindergruppengruppen.“ Die Fachstelle Sucht vermittelt hier Hilfe, dabei betont Ulla Ziller: „Unsere Schweigepflicht gilt sowohl den Angehörigen als auch den Abhängigen gegenüber.“
 
„Wem schadet dein Drink“
Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche Alkohol 2024 macht die Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen folgende Angebote:
 
-        Telefonsprechstunde für Angehörige mit Diplompsychologin Ulla Ziller:

Dienstag, 11. Juni 2024, 7.30 Uhr bis 12 Uhr (07721/87 86 46-13)


-        Telefonsprechstunde für Angehörige mit Diplom-Sozialpädagogin Simone Schmidtke: Mittwoch, 12. Juni 2024, 14.30 bis 19 Uhr (07721/87 86 46-12)
-        „Hereinspaziert und informiert“ – ein Angebot für Angehörige suchtkranker Menschen (ohne Anmeldung) in der Fachstelle Sucht Villingen-Schwenningen, Großherzog-Karl-Straße 6, am Freitag, 14. Juni, 15 bis 20 Uhr
 
Kontakt
fs-sbk(@)bw-lv.de
Tel. 07721/87 86 46-0